Wie sagte nochmal der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdoğan? Richtig, er ist der Meinung, dass es keinen moderaten Islam gibt, sondern nur den einen Islam. Damit hat er natürlicherweise recht, den der Islam basiert auf dem Koran, dem unveränderlichen Wort Gottes und wenn man so möchte noch auf der Sunna, dem Leben des „Propheten“ Mohammed. Will heissen, das seine vorbildlichen Handlungen, da er ja quasi von Gott auserwählt wurde, nachamenswert seien; so zum Beispiel die Auslöschung des jüdischen Stammes „Banu Quraiza„.
Natürlich gibt es mehrere islamische Strömungen, wenn man so möchte „Kirchen“. Verglichen mit dem Christentum könnte man sagen, das es natürlich nur einen Jesus gibt mit seinen Lehren, aus diesen haben sich aber mehrere Kirchen entwickelt, wie die katholische Kirche, die reformierte Kirche, orthodoxe Kirche usw. – teilweise mit unterschiedlichen Auslegungen des Christentums und unterschiedlichen Praktiken. Wenn man all dieses Krichengedöns, die Messen, die kirchlichen Sturkturen, Gebote und Zeremonien weglässt erhält man vermutlich schon fast wieder so etwas wie die ursprünglichen Lehren von Jesus. Ich bin jetzt nicht gerade der Musterchrist, aber soweit ich mich erinnern kann, ist/wäre für uns Christen (nicht für die Juden), das alte Testament nicht mehr ausschlaggebend, sondern das neue Testament, also alles was seit Jesus so passiert ist, vor allem was er für uns getan und gepredigt hat. Der böse, rachsüchtige Gott des alten Testamentes ist also passé und wurde durch einen gutmütigen, barmherzigen ersetzt.
Fundamentalisten gibt es in jeder Religion. Doch was sind Fundamentalisten. Früher, vermutlich in meinem jugendlichen Leichtsein, habe ich islamische Fundamentalisten als Leute verstanden, welche irgendwie ihre Religion nicht verstünden und diese falsch auslegten. Viele Gutmenschen und linksgerichtete Medien (ja, ich liebe Klassendenken) scheinen dieses falsche Bild über Fundamentalisten noch heute zu verbreiten. Fundamentalistmus bedeutet, zumindest nach Wiktionary (und ich traue dieser Seite):
entschlossenes Festhalten an den Grundlagen einer Vorstellung (Gedanken, Einfall) oder Glaubens
Ein Fundamentalist, ist eine Person, welche dem Fundamenatlismus angehört und diesen auslebt. Leider gibt es keinen deutschen Wiktionary-Eintrag, die englische Seite beschreibt einen Fundamentalist unter Punkt „1“ jedoch so:
One who reduces religion to strict interpretation of core or original texts.
Also eine Person, welche eine Religion auf die strikte Interpretation der Original-Quellen reduziert. Im Falle des Christentums also das historische Buch „Bibel“, welches von verschiedensten Quellen im Laufe der Jahrhunderte zusammengetragen wurde und auf erzählerische Weise Geschichten vorträgt, z.B. Geschichten über das Leben von Jesus, Moses und anderen Persönlichkeiten. Im Falle des Islams gibt es den Koran als Hauptquelle, ein Buch das von sich aus behauptet, von Allah (manche mögen hier Gott sagen) persönlich vom Himmel herab gesandt worden zu sein um die Menschheit damit zu … beglücken?! Unterwerfen? Natürlich wissen wir (zumindest wir aufgeklärten Menschen), dass auch dieses Buch, vor allem kurz nach seiner Entstehung, durch Menschenhand überarbeitet und stark revidiert wurde, siehe dazu in der Wikipedia: „Geschichte des Korantextes„. Heute gibt es nur noch eine offiziele Koran-Fassung und diese ist „natürlich“ auf arabisch. Alles andere sind höchstens Koranübersetzungen, die niemals dem Originaltext ebenbürtig sein könnten, da eine fremde Sprache immer den Sinn und die Bedeutung des Textes verfälschen könnte. Leider scheint jedoch schon der Originaltext schwer verständlich genug zu sein, da es selbst unter streng gläubigen Muslimen immer wieder zu Streitigkeiten über Koran-Interpretationen kommt – Gott hat dies vermutlich beim herabsenden des leicht verständlichen Korans in arabischer Sprache (siehe z.B. Sure 54:17 „Und Wir haben den Qurʾān ja leicht zum Bedenken gemacht. Aber gibt es jemanden, der bedenkt?„) nicht bedacht…. – nein, Qutasch, das ist natürlich nur als weitere Prüfung der Gläubigen gedacht, quasi um die Spreu vom Weizen zu trennen. Mit so einer Logik könnte man natürlich jeden Käse erklären können.
Aber ich schweife aus… ein gläubier Muslim, nimmt also den Koran für Gottes Wort. Der Koran und Islam ist ja bekanntlich ewiggültig und unveränderlich. Das macht es natürlich „etwas“ schwierig diese Relgion zu reformieren. Nehmen wir die bekannte Sure 4:34:
Die Männer stehen in Verantwortung für die Frauen wegen dessen, womit Allah die einen von ihnen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Besitz (für sie) ausgeben. Darum sind die rechtschaffenen Frauen (Allah) demütig ergeben und hüten das zu Verbergende, weil Allah (es) hütet. Und diejenigen, deren Widersetzlichkeit ihr befürchtet, – ermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie. Wenn sie euch aber gehorchen, dann sucht kein Mittel gegen sie. Allah ist Erhaben und Groß.
„Und schlagt sie“. Tolle Sache. Von ganz intelligenten wird dann natürlich gleich eingeworfen, „Ja, aber zuerst wird die Frau ja eh ermahnt und dann wird sie noch im Ehebett gemieden – und wenn die Frau ja eh treu ist muss man sie ja gar nicht schlagen.“ Wieder einmal eine brilliante Logik, die Frauen sind also entweder selber schuld oder man hat es ihnen ja zuerst anders zu erklären versucht. Welche Frau möchte denn eigentlich so bevormundet werden und warum gibt es keine entsprechende umgekehrte Sure/Zeile für Männer? Dürfen Frauen z.B. untreue Männer nicht schlagen? Aber was rege ich mich auf, die Frauen dürfen ja sowieso nur mit einem kleinen Stöchchen geschlagen werden, siehe dazu „Darf ein Mann seine Frau schlagen?„. Toll, dass ich rechtliche Anleitungen in einer Religion finde, da kann ich ja getrost die staatlichen Gesetze ignorieren. Aber irgendwie finde ich es schon schade, dass der Koran diese Stöckchen-Geschichte nicht explizit erklärt, nein ich muss aus irgendwelchen anderen obskuren islamischen Quellen meine Schlussfolgerungen daraus ziehen. Schon herzig, wie bereits früher einige anscheinend versucht haben, den Islam etwas friedlicher zu machen.
Huch, jetzt bin ich doch schon wieder etwas abgedriftet.. aber ich denke es ist wichtig um eine Gesamtbild zu erhalten.
Zum Glück gibt es ja moderate Muslime, jedenfalls nennen sie sich so, oder fühlen sich zumindest so. Verlogenes Pack. Uh, – ja, wie böse von mir. Soll ich doch froh sein, dass es so viele Muslime gibt, die friedlich gesinnt einfach nur ihr Leben leben wollen. Die mit diesen ganzen Fundamentalisten nichts am Hut haben wollen. Muslime die für Sure 4:34 nur ein müdes Lächeln übrig haben, Muslime die auch gerne mal ein bisschen Alkohol trinken oder kein Kopftuch tragen. Muslime, die auch die Ungläubigen nicht bekämpfen möchten (Sure 9:5) und es bevorzugen lieber mit ihnen zusammenzuleben oder zumindest ihre hervorragenden Sozialsysteme in Anspruch zu nehmen. Ja, ich bin ja wirklich irgendwie froh dass es solche Leute gibt, aber irgendwie kann ich sie nicht verstehen. Was soll das sein, ein moderater Muslim, ein reformierter Muslim? Ein Muslim-Light? Einer der eine light Version des Islam befolgt? Was soll das sein? Ein Islam der auf einem anderen Koran basiert, in dem einige Seiten fehlen, welche einem nicht passen, einem etwas mühsam erscheinen? Nehmen wir das Alkoholverbot im Islam:
„Ihr Gläubigen! Wein, das Losspiel, Opfersteine und Lospfeile sind (ein wahrer) Greuel und Teufelswerk. Meidet es! Vielleicht wird es euch (dann) wohl ergeben.“ (Sure 5:90)
Da Sure 5 eine der neueren Suren ist (vielleicht die neueste, aber zum Glück weiss ich sowas nicht auswendig), ersetzt sie (gemäss Koran) ältere Bestimmungen. Also,Wein ist verboten. Allah persönlich befiehlt das, da der Koran ja angeblich von ihm kreiert wurde. Ich weiss nicht wie es eucht geht, aber ich hätte mächtig Bammel mit mit einem Gott anzulegen. Hey kommt, einem Gott! Ich meine der muss das ja sehen, wenn ich Abends heimlich an einem leckeren Gläschen Cabernet-Sauvignon schlürfe.
Ich möchte keine weiteren Beispiele bringen, lest den Koran, es gibt noch genug weitere islamische Regeln, die „moderate Muslime“ so täglich brechen. Warum rege ich mich aber nochmal genau auf? Weil sie uns, den Nicht-Muslimen, einfach keinen Gefallen tun. Im Gegenteil. Sie machen uns einen Bärendienst. Stellt euch doch mal vor wie einfach es so wäre. Mann wird in Saudi-Arabien geköpft, weil er im Fernsehen über den Islam gelästert hat; böser Islam – wie kann man nur diese Religion gut finden. Frau wird im Iran gesteinigt, weil sie Ehebruch begangen hat; böser Islam – das ist doch barbarisch. In Somalia wird einem Dieb die Hand abgehackt, weil er auf dem Markt ein Brot geklaut hat; böser Islam – mit einer weltlichen Gesetzgebung würde es solche Körperstrafen sicher nicht mehr geben. Stopp! Nein, wir dürfen ja selbst solche Sachen nicht mehr anklagen, resp. anklagen schon, aber nicht mit dem Islam in Verbindung bringen. Denn, sie „haben mit dem Islam ja nichts zu tun“ – so zumindest die Pauschalantwort. Und von wem? Von moderaten Muslimen und von nicht moderaten Muslimen. Von den Einen weil sie ihre Religion nicht richtig kennen, weil sie ihre Religion romantisch verklären und von den anderen um ihre Religion einfach zu schützen, auch wenn diese eigentlich kaum schützenswert ist. Moderate Muslime behindern uns täglich beim Fingerzeigen auf den wahren Islam und der wahre Islam ist hässlich. Ja, er hat ein paar nette „herzige“ Elemente, aber vermutlich hat selbst der Nationalsozialismus einige gute Seiten oder Elemente gehabt. *hust* Autobahn *hust* Eva Herman *hust*…
Sie verfälschen den Islam. Für den 0815-Bürger kommt es also so rüber, als wäre der Islam „nur so eine Religion wie jede andere“. Als wäre der Islam eigentlich kompatibel mit modernen Gesellschaften. Als wäre die Frau im Islam z.B. gleichgestellt mit dem Mann. Das ist aber nicht der Islam. Das ist vielleicht eine Art Euro-Islam, ein Traumgebilde einiger europäischer Politiker, aber mit dem echten Islam hat dies nichts zu tun. Der echte Islam ist nicht reformierbar und eigentlich nicht interpretierbar (er ist ja in so klaren Worten hinabgesandt worden, oder nicht?). Viele Muslime brauchen natürlich, eine Gottfigur, Spiritualität, einen Leitfaden für ihr Leben. Doch warum suchen sie das im Islam? Weil sie als Muslime geboren wurden und als Muslime erzogen wurden? Belügen sie sich damit nicht nur selber? Wäre es nicht besser sie würden sich vielleicht nach einer anderen Religion umschauen, die ihre spirituellen Bedürfnisse ebenfalls befriedigen könnte, aber nicht mit äusserst Fragwürdigen Regeln aufwartet? Liebe moderate Muslime, bitte geht doch mal in euch und fragt euch, warum ihr euch eigentlich Muslime nennt. Vielleicht erkennt ihr dann, das ihr euch täglich selbst betrügt und vielleicht ist das der erste Schritt zum finden einer wahrer Spiritualität. Zum finden einer wahren persönlichen Beziehung zu Gott oder einer grösseren Macht, einer Beziehung welche euch keine Regeln gibt, welche für Wüsten-Nomaden des 7. Jahrhunderts geschrieben wurden, sondern vielleicht eine Beziehung, die dazu dient euch auf ein höheres geistiges Level zu bringen. Eine Beziehung die euch selber nützt und vielleicht im Endeffekt sogar euren Mitmenschen.